Auszüge aus 125 Jahren Pfarrchronik

Ein wichtiger Teil des Pfarrlebens ist die Fronleichnamsprozession. Bereits im Jahre 1873 wird im Protokollbuch des Kirchenvorstandes über die Durchführung einer solchen Prozession berichtet. Ab 1888 werden die Prozessionen durch den Kirchenchor mitgestaltet. Berichtet wird auch von einem Frauenchor und dem Musikverein. Weiterhin sind verschiedene Missionen von verschiedenen Patres in Egen gehalten worden. Im Oktober 1929 überläßt Hubert Dörpinghaus Güttenhausen der Pfarrei eine 4-5 Morgen große Waldparzelle unter der Auflage 20 hl. Messen für "Mitfeiern und Familienwünsche" zu berücksichtigen. 1933 feierte Kaplan Koppelberg aus der Ortschaft Gardeweg morgens in Kreuzberg und nachmittags in Egen seine Primiz. 1934 im Mai erhielt das Pfarrhaus durch Vorstandsmitglied Daniel Müller und Robert Hardenbicker unentgeltlich eine Garage und im Juli des gleichen Jahres schafft Pastor Meyer ein Auto an. 1935 zieht die Fronleichnamsprozession besonders feierlich, wie sie bisher noch nie dagewesen war. Mit Gesängen des Jungfrauen-Chores und mit Orchestermusik unter der Leitung des Dirigenten Klemens Wigger aus Vossebrechen.

Ebenfalls in 1935 erhielt das Altärchen der schmerzhaften Mutter, was bisher auf einem einfachen Tisch gestanden hatte, einen Platz unter der Treppe zur Orgelbühne und wurde erweitert. Das Altärchen diente auch gleichzeitig als Gedächtnisaltar für die im Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde. Vom 1 bis 8 März 1936 wird eine Mission mit sehr guter Beteiligung abgehalten. Damit auch die Schwerhörigen zur Beichte gehen konnten, wurde der neue Paramentenschrank in der Sakristei als Beichtstuhl benutzt. Der neue Organist Klemens Wigger freut sich über den elektrischen Antrieb des Gebläses für die Orgel. Zitat aus der Pfarrchronik: "Für den neuen Organisten war es eine große Freude, als am 9 Mai 1936 unsere Orgel mit einem elektrischen Gebläse versehen wurde. Nun konnte er unabhängig von der Anwesenheit und Arbeit des Balgtreters, der bis dahin Sonntags in der Person des Karl Fleck und Werktags in der eines Schulknaben dazu genötigt war, hinter dem Orgelgehäuse seine nicht gerade erbauliche Tätigkeit auszuüben, die Orgel spielen" (ältere Pfarrangehörige berichten das die Herren Meßdiener gelegentlich den Organisten neckten und im mitten im schönsten Spiel die Luft ausgehen ließen).

Am 9. September 1936 findet eine Wallfahrt nach Neviges mit einem Autobus statt. 27 Personen nehmen teil. Auf der Hinfahrt wurde ein Abstecher zum zoologischen Garten in Elberfeld gemacht. Autokosten 44 Mark.
30. Oktober 1936. Zitat Kirchenchronik: ,,Abends wird das Pfarrhaus aufgeschreckt durch den herbeigeeilten Küster, welcher die Nachricht bringt, daß dichter Qualm unter der Sakristeitüre hervorkomme. Es brannte in der Sakristei. Ein Meßdiener hatte nachmittags während der Andacht eine glühende Rauchfaßkohle in der Sakristei auf den Boden fallen lassen und die glühenden Kohlereste mit den Füßen zu dem in der Nähe stehenden Schränkchen geschoben. Die in dem Schränkchen befindlichen Putzlappen, Papier und Rauchfaßkohlen hatten schließlich nach der Andacht langsam Feuer gefangen und eine ebenfalls in dem Schränkchen aufbewahrte Flasche Spiritus zur Explosion gebracht". Der entstandene Schaden wurde von der Feuerversicherung getragen.
Am 25 Dezember des gleichen Jahres erhält die Weihnachtskrippe einen Hintergrund mit einer Darstellung von Bethlehem und Umgebung von einer Düsseldorfer Kunstmalerin (Name?) angefertigt.

Karfreitag 1940 stellte man zum ersten Mal in der Kirche ein "Weihwasser - Bottich" auf, der das ganze Jahr hindurch stehen bleibt. Zitat Pfarrchronik: ,,... der es den Pfarreingesessenen ermöglicht, jederzeit Weihwasser zu entnehmen, ohne die Weihwasserbecken unserer Kirche zu leeren, oder den Küster in Anspruch zu nehmen." Das Gefäß faßte 30 Liter und ist von dem Bildhauer Wilhelm Burg aus Gelsenkirchen zum Preise von 40 Mark geschaffen worden. Für die Pfarrangehörigen gab es irdene Krüge mit 1 bis 2 Liter Inhalt zu kaufen (3 bis 4 Mark), um eine würdige Aufbewahrung des Weihwassers in der Familie zu ermöglichen.

Zum Nationalsozialismus schreibt 1946 Pfarrer Höing (Pfarrchronik): ,,Der Nationalsozialismus hat keinen nennenswerten Einbruch in unser Gemeindeleben erzielen können. Wohl gehörten einige Mitglieder der Gemeinde (10) der Partei an, dies aber aus wirtschaftlichen oder sonstigen Opportunitätsgründen. Weltanschaulich stand keiner der Partei nahe, wenn auch der eine oder andere mit Parteiinstanzen oder einzelnen Einrichtungen der Partei liebäugelte. Die Jugend war wohl von der Hitlerjugend erfaßt aber erst nach starkem Druck oder Beeinflussung in erster Zeit später automatisch. Man kann nur von einer gelegentlichen Betätigung der HJ sprechen. Ein Einbruch in die kath. Denkungsweise hat die HJ bei unserer Jugend nicht erzielen können. Jugend und auch Parteimitglieder nahmen am religiösen Leben Teil wie in alten Tagen."
Zunächst war man von Egen aus nur Zuschauer der Kriegshandlungen. Vom Kirchturm aus beobachtete man die Zerstörung der umliegenden Großstädte. Pfarrer Höing beschreibt in der Pfarrchronik, daß man die durch die Bombardierungen verursachten Erschütterungen des Bodens in Egen spürte. Selbst betroffen war man zunächst lediglich durch gelegentliche Bombenabwürfe von zurückfliegenden Bombern. Später dann (1944) fanden ca.150 ,,ausgebombte" Menschen bis zum Ende des Krieges Schutz und Unterkunft in Egen. Aber der Krieg rückte näher an Egen heran. Berichtet wird von einem Flugzeugabsturz in Hönde und einem Einschlag eines Flak-Blindgängers im Pfarrgarten. Tiefflieger griffen Mensch und Tier an, so daß die Feldarbeit in die Nacht verlegt werden mußte der Gottesdienst nur noch früh morgens statt fand der Unterricht in der Schule fiel häufig aus oder die Kinder wurden nicht mehr geschickt. Gegen Ende des Krieges befand sich in der Wirtschaft Wigger ein Hauptverbandsplatz. Große Tücher mit Rotem Kreuz an Häusern und an der Kirche markierten den Platz. Auch die Kirche sollte diesem Zweck dienen aber das Ende des Krieges kam dem zuvor. Am 13. April mußte zum einzigen Mal wegen Kampfbandlungen der Artillerie eine Messe ausfallen. Am 14. April waren die Amerikaner in Egen.
Die Chronik berichtet, daß nach Ende des Krieges einige der freigelassenen Zwangsarbeiter mordend und plündernd durch das Land zogen. Einige Pfarrangehörige büßten dabei Ihr Leben ein. 1946 kamen dann die ersten Ostflüchtlinge welche in beschlagnahmten Räumen einquartiert wurden (83 Katholiken und 72 evangelische Christen). Jeden 3. Sonntag wurde in der Kirche in Egen von einem evangelischen Pfarrer ein Gottesdienst gehalten.

Langsam normalisierte sich das Leben wieder und auch religiöses Leben fand wieder stärker statt. 1948 fuhr die Egener Jungenschaft mit Rädern zum Domjubiläum nach Köln und übernachtete in einem Zeltlager. Im gleichen Jahr hielt Pater Breidenbach in der Kirche einen Missionsvortrag über seine Mission in China. 1949 besuchte man unter anderem den Katholikentag in Bochum. 1952 gründete man einen ,,Glockenbeschaffungsverein" und beging am 12.April 1952 erstmalig mit großer Anteilnahme die Feier der Ostervigil. Besonders begeistert war die Jugend. Ab dem 3. Juli 1957 wurden von der Diözesanfilmstelle Köln monatlich Filmvorführungen in Egen durchgeführt. Am 14. Juli gründete man in Egen anläßlich eines Vortrages der Frauen-Diözesan-Referentin den Frauen und Mütterverein. Schon im September fand eine Wallfahrt des neuen Vereins nach Neviges statt. Im November 1957 eröffnete man das ,,Ländliche Seminar" in    Egen, dessen Veranstaltungen im Pfarrhaus abgehalten wurden. Seit Dezember 1957 verlieh die Bücherei wieder Bücher. Im Januar 1958 kamen 10 Diaspora-Kinder zwecks gemeinsamer Vorbereitung auf die erste hl. Kommunion nach Egen. Mit Abschluß des ländlichen Seminars gründeten sich am 19.März 1958 zwei Landvolkjugendgruppen die dem Bund der Deutschen Kath. Jugend angeschlossen sind. Im November 1958 hielt Pater Ernst Schellhoff aus Essen eine Mission für Kinder und Erwachsene durch. Zitat Pfarrchronik: ,,Die Pfarrangehörigen beteiligen sich gut an den Übungen".
Das Weihnachtsfest 1962 feierte die Gemeinde in Trauer um Dieter Karthaus und Benno Fischer, die am Tag vor Hl. Abend in der Bevertalsperre ertranken. Auf einen Bittbrief von Pater Leyens spendete die Pfarrgemeinde für die Mission in Südafrika den Betrag von 1325,25 DM.

Am 20 September erklärten die Eltern der schulpflichtigen Kinder in Egen mit Ihren Unterschriften während einer Elternversammlung, daß man gegen die Aufhebung der Schule ist. Sie wurde dennoch aufgelöst und zwar am 9.August 1968. Das Fehlen der Schule am Ort wirke sich nachteilig aus, schreibt Pastor Schlösser in der Chronik. Gleichzeitig schlugen alle Bemühungen fehl, in der ehemaligen Schule in Egen einen Kindergarten einzurichten.
1969 wurden in der Woche eine Wochenmesse und zwei Sonntagsmessen (Frühmesse und Hochamt) gehalten. Nach der Meinung von Pastor Schlösser ein Minimum an Gottesdienst, daß nicht weiter reduziert werden dürfe, wenn man sich als Pfarrei nicht aufgeben wolle.  1970,  Zitat  Pfarrchronik:  ,,Wenn  überall  über  rückläufige  Zahlen  der Gottesdienstbesucher geklagt wird, so ist bei uns gerade das Gegenteil der Fall".

1970 feierte die Feuerwehr das 70 jährige Bestehen der Löschgruppe Egen. 1971 feierte man eine Woche lang das hundertjährige Bestehen der Pfarrei. Die Jugend begann in diesem Jahr damit, monatlich eine Diskothek zu veranstalten.
Durch Urkunde des Erzbischofs von Köln Kardinal Josef Höffner vom 1. September 1972 wurden die Ortschaften Vossebrechen, Gardeweg, Platzweg, Schheppenstock, Klein-Höhfeld und Kottmanshausen nach Egen umgepfarrt. Die Ortschaft Schneppenstock war zu diesem Zeitpunkt bereits abgebrochen. Im Jahre 1974 wurde die wöchentliche Abendmesse von Freitag auf Dienstag verlagert, damit man nicht mit dem veränderten Freizeitverhalten der Menschen in Konflikt kommt (Samstag frei, und viele Feste am Freitag). Zum Patrozinium am 7. Dezember 1975 wurde die Kopie einer Riemenschneider Madonna angeschafft. Das Original steht in Wien im kunsthistorischen Museum.

Am 29. Juni 1991 fand die feierliche Primiz von Guido Hilden in Egen statt. Am 10. November 1991 wird zumersten Mal in der Geschichte Pfarrei eine Frau in den Kirchenvorstand gewählt (Felice Goller). In diesem Jahr erfolgte auch die Neuordnung des Pfarrarchivs. 1993 wird aus der Kirche der Opferstock gestohlen. Da alle Bemühungen (Inserate, persönliche Kontakte zu Geistlichen durch Helmut Beul) des Kirchenvorstandes gescheitert sind das Pfarrhaus nach dem Abschied von Pastor Reich 1993 erneut an einen Geistlichen zu vermieten, wurde das Haus ab 1996 vermietet.