Bekehrung zum Christlichen Glauben (katholisch)
Die Christianisierung des Bergischen Landes begann mit dem Kampf Karl des Großen gegen das Volk der Sachsen im Jahre 772. Von Köln aus teilte man die Gebiete in bischöfliche Seelsorgebereiche ein und erteilte die Gewalt zu predigen und zu taufen.
Egen = eine Ableitung vom Wort “Eigen”
1548 ist eine urkundliche Nennung der Örtlichkeit belegt. Genannt wird der „Jorgen op dem Eigen“ in den Listen der bergischen Spann- und Schüppendienste.
Egen entstand durch Rodung des Waldes aus einem allodialen (allodial =lastenfrei; ganz Eigentum, beziehungsweise das freie Eigentum eines Lehnsmanns) Grundbesitz die Siedlung Egen. Das Gebiet um Egen herum gehörte zum Kirchenspiel Wipperfürth.
Die hier lebenden Katholiken mussten für die Teilnahme an einem Gottesdienst oder den Empfang eines Sakraments einen zweistündigen, beschwerlichen Weg durch Wind und Wetter auf sich nehmen. Berichtet wird Anfang des 18.Jahrhunderts von einem Leichenzug, der bei strömenden Regen und Hochwasser nach Wipperfürth unterwegs war. Völlig durchnässt erreicht die Gruppe in Wipperfürth die Tönnisbrücke. Hier erbarmen sich einige Wipperfürther Bürger der Menschen und bitten sie zum Kleiderwechseln und Aufwärmen in ihre Wohnungen.
Die Bewohner des Schulbezirks Egen wollen ein eigenes Gotteshaus errichten
Um Schulbildung zu erhalten mußte man die Schulen in Radevormwald, Hückeswagen oder Wipperfürth besuchen. In der Winterzeit mieteten einzelne Nachbarschaften eine Lehrkraft, die dann in einem Privathaus den Untericht erteilte. Seit 1831 gab es in Kotten im ersten Stock des Hauses Rudolf Hinüber eine Schule mit einem fest angestellten Lehrer (Schulamtspräparanten). Diese hielten jedoch nur zwei bis drei Jahre auf ihrer Stelle durch. 1837 ist die Schule nach Egen in das Haus des Anton Schmal verlegt worden.
Die Bewohner des Schulbezirkes Egen beschlossen 1848 in einer Versammlung nahezu einstimmig ein eigenes Gotteshaus zu errichten, damit man der Erfüllung der der religiösen Pflichten besser nachkommen könnte. Ein weiterer Grund bestand in der Sorge um die Erziehung der Jugend, bzw. der Erhaltung des katholischen Glaubens in der mittlerweile von Protestanten umgebenen Region. Es wurde ein Baukomitee gewählt. Mitglieder waren Anton Schmal, Wilhelm Grüterich, Samuel Lorenz, Peter Biesenbach, Wilhelm Müllensieper, Kaspar Dörpinghaus, Johan Kirchenbücheler und Rudolf Hinüber.
Der Bau der Kapelle beginnt im Jahr 1848
“Unter Ihrer Leitung und der allgemeinen freudigen Beteiligung der Bewohner sowie unter dem sichtbaren Beistand Gottes wurde nun der Bau aus freiwilligen Beiträgen zur Ehre Gottes im Jahre 1848 in Angriff genommen” (Zitat Pfarrchronik). Der Landwirt Anton Schmal zu Eichholz schenkte der Pfarrgemeinde Wipperfürth die für den Bau von Kirche und Pfarrhaus erforderlichen Grundstücke am 1 Juli 1848. Das für die Kirche benutzte Steinmaterial stammt aus einem nur etwa 200m unterhalb des heutigen Kirchgartens gelegenen Steinbruch. Im Dezember 1850 waren Kapelle und Pfarrwohnung fertig gestellt.
Das Erscheinungsbild des Gotteshauses nach der Fertigstellung im Dezember 1850
Die Kapelle wies einen rechteckigen Grundriss auf. Auf dem Satteldach befand sich ein kleiner Dachreiter mit spitzer Haube. Die Chorapsis, der Turm und die Sakristei kamen erst zirka 60 Jahre später hinzu.
Seelsorge verknüpft mit Schuldienst ermöglicht eigenen Geistlichen in Egen
Am 19. Dezember 1850 übergab das oben genannte Komitee die Kapelle mit allem Zubehör und dem Gottesdienst dienenden Mitteln der Pfarrkirche in Wipperfürth. Außerdem verpflichtete man sich, jährlich 100 preußische Taler an den auf Egen fungierenden Geistlichen zu zahlen. Die Einweihung der Kapelle erfolgte durch den Pfarrer von Wipperfürth, Dechant Wilhelm Dünner am 8. September 1851. Die heiligen Messen an den Sonn- und Feiertagen versahen nun Vikare aus Wipperfürth. Im Jahre 1854 schließlich genehmigte Kardinal von Geissel die Schenkungen unter der Auflage, dass der Pfarrkirche in Wipperfürth und dem Geistlichen in Egen keinerlei Kosten entstehen dürfen. Mit diesem Datum erhielt Egen einen eigenen Geistlichen (Vikar Ernst Löffler), der gleichzeitig auch für den Schuldienst zuständig war. Die Finanzierung des Geistlichen ermöglichte eine freiwillige Umlage der Bewohner des Schulbezirks und die Verknüpfung von Seelsorgerstelle und Schuldienst.
Pfarrerhebung am 16. Januar 1871
Unter der Leitung des Vikars Karl Theodor Tellers begann man 1863 mit den Verhandlungen zur Errichtung einer eigenen Pfarrei. Ein hierzu gegründeter Pfarrverein löste sich jedoch nach drei Jahren infolge von “Wiederständen” auf. Ein später gegründetes Pfarrkomitee (C. Schmal, Samuel Lorenz, Johan Peter Walder, Peter Christian Müllensieper) unter dem Vikar Peter Franken gelang es nach nun sieben Jahren ausdauernden Verhandlungen das Ziel einer eigenen Pfarrei in Egen zu erreichen. Am 17. August 1870 erfolgte die Anerkennung seitens der Regierung. Die von der erzbischöflichen Behörde ausgestellte und vom Kölner Erzbischof Melchers unterzeichnete Pfarrerhbungsurkunde trägt das Datum des 16. Januar 1871.
Der Name der Pfarrei lautet:
“Unbefleckte Empfängnis Wipperfürth - Egen”
Der erste Pfarrer von Egen wurde Christian Lussem. In seiner Pfarrei wohnten 375 katholische und 53 andersgläubige Menschen.